Integration 4.0

Integration 4.0

Im letzten Blog-Beitrag wurde erklärt, dass die Medienkompetenz ein wichtiger Eckpfeiler der Grundkompetenzen darstellen könnte – kurzum: Medien konsumieren, um sich auf dem Laufenden zu halten. Die heutige Medienlandschaft hat sich aber dramatisch geändert. Obwohl die gedruckten Medien sich wacker schlagen, erkennt man einen Negativtrend: Nach dem Einstieg der Gratiszeitungen ab 2005 gab es noch ein kleines Aufbäumen, jedoch weist die Kurve der Gesamtauflage eindeutig nach unten. Printzeitungen Auflage

„Alle Tageszeitungen mit nationaler Ausstrahlung verlieren im Vergleich zum Vorjahr Leser“, schreibt zum Beispiel das Online-Magazin persoenlich.com. Online ist das richtige Stichwort. Es istnicht so, dass wir lesefaul oder der Information überdrüssig geworden sind. Die Informationskanäle haben sich nur verschoben. Die junge Generation informiert sich mehrheitlich über das Internet, auch zum Beispiel zu politischen Themen.

Um den neuen Lese- und Konsum-Bedürfnissen gerecht zu werden, setzen die Medienschaffenden deshalb immer mehr auf das digitale Storytelling. Der Blick veröffentlichte zum Beispiel zur Bundesratswahl 2017 einen Artikel mit interaktiven Infografiken und Steckbriefen. Die SRF wiederum programmierte den interaktiven Chatbot Janino, der mit Facebook-Usern interagierte, um Argumente und Informationen zu den anstehenden Abstimmungen von Februar 2017 zu liefern. Watson schliesslich lancierte augenzwinkernd einen Online-Quiz zur Durchsetzungsinitiative: wer zu viele Fragen falsch beantwortete, musste mit der Ausschaffung rechnen.

Kein Scherz ist aber das neue, seit anfangs 2019 in Kraft getretene, Ausländer- und Integrationsgesetz (AIG). Nicht alle Migranten müssen gleich mit der Ausschaffung rechnen, aber eine gute Integration ist Pflicht. Unter Integration wird, wie in den vorherigen Blog-Artikeln angesprochen, die berufliche und soziale Eingliederung in die schweizerische Gesellschaft verstanden. Die folgenden, vom Bund formulierten Integrationskriterien, müssen dementsprechend eingehalten werden:

  • Die Beachtung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung
  • Die Respektierung der Werte der Bundesverfassung
  • Die Teilnahme am Wirtschaftsleben oder am Erwerb von Bildung
  • Die Sprachkompetenzen

Wer zum Beispiel als Ausländer mit C-Ausweis die Sprache nicht ausreichend beherrscht, muss mit einer Rückstufung seines Bewilligungsstatus rechnen. Anstatt mit einer Niederlassungs- ist er nur noch mit einer Aufenthaltsbewilligung ausgestattet. Und eine Wiedererlangung des vormals gehaltenen Status ist an gewissen Bedingungen geknüpft.

Die Sprachkompetenzen zu fordern ist eine Sache, die Sprachkompetenzen zu fördern ist eine andere. Die Kulturstifter, zusammen mit der Caritas, laden Migranten zu Kulturveranstaltungen ein, um die Sinne anzuregen und um den geistigen Horizont zu erweitern. Durch die Kulturerlebnisse wird für mehr Bildung gesorgt. Wie könnte sonst noch für Bildung gesorgt werden?

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Seit Aufkommen der Informationstechnologie macht die weltweite Gesellschaft eine Wandlung durch. Das Informationszeitalter bringt viele Herausforderungen mit sich, aber auch viele Möglichkeiten. Die Digitalisierung, die sogenannte vierte industrielle Revolution, zeichnet sich durch Individualisierung bzw. Hybridisierung der Produkte und die Integration von Kunden und Geschäftspartnern in die Geschäftsprozesse aus (Wirtschaftslexikon).

Bei der Digitalisierung geht es also auch um Integration. Wie kann die Digitalisierung aber die Integration von Ausländern in die gesellschaftlichen Prozesse gewährleisten? Mit der App «I Need», zum Beispiel.

Katharina Rohner, Verantwortliche des Projekts, erklärte, dass fast jeder Flüchtling ein Smartphone besitzt. Aufgrund dieser Prämisse haben verschiedene Hilfswerke und kirchliche Institutionen aus dem Kanton Bern sich zusammengetan und das App «I Need» entwickelt. Mit dem App können die Flüchtlinge nun mit ihrem Smartphone auf verschiedene Aktivitäten zurückgreifen. Die Angebote reichen vom Mittagstisch, zu Beratungsangeboten, bis zu Dienstleistungen im Bereich Freizeit, Kultur und Sport. Die App bringt auch Freiwillige und Flüchtlinge zusammen, um gemeinsam Deutsch zu lernen (Webseite «I Need»).

Integration 4.0 kann folglich heissen, dass die Flüchtlinge mithilfe der App «I Need» freiwillige Lehrkräfte für einen Deutschkurs finden, damit sie ihre Sprachkompetenz verbessern und damit sie besser kommunizieren können, zum Beispiel via Social Media. Die Kommunikation über verschiedene Medienplattformen kann wiederum die Medienkompetenz erhöhen. Mit mehr Medienkompetenz können mehr Informationen über die gängigen Medien, wie Zeitungen und Radio konsumiert werden, was die Allgemeinbildung fördert. Die Allgemeinbildung schliesslich kann unter anderem mit Kulturerlebnissen unterfüttert werden.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Integration ist eine grosse Herausforderung. Wenn alle aber mithelfen und alles in die Waagschale werfen, sei es mit Engagement und Neugier oder sei es mithilfe von technologischen Hilfsmitteln, erntet man, was man sät – wenn man also Kultur stiftet, dann erntet man mit grosser Wahrscheinlichkeit: Integration.

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