Medienkompetenz dank Sprachkompetenz

Medienkompetenz dank Sprachkompetenz

Die Partnerschaft zwischen «Die Kulturstifter» und der Caritas Schweiz dient, wie im letzten Blog-Beitrag beschrieben, der kulturellen Förderung und der Allgemeinbildung von sozial Benachteiligten. Was aber gehört zur Allgemeinbildung? Das ist häufig eine Ansichtssache!

Rolf Dobelli beschreibt zum Beispiel in seinem Buch Die Kunst des guten Lebens, dass die Person gewinnt, welche ihr eigenes Rennen fährt – oder prägnanter formuliert: «Warum Allgemeinbildung heute nur noch als Hobby taugt». Er erklärt, dass allwissend zu sein, nicht förderlich ist – zumindest nicht im Berufsleben.

Dank Google ist das Suchen und Finden nach Informationen kinderleicht. Wikipedia wiederum dient als Wissenspool: jeder kann da eintauchen und sich schlau machen – mit wenigen Klicks. In diesem Sinne kann man Herrn Dobelli Recht geben. Wieso das Gedächtnis mit allem jeglichem Wissen überbeanspruchen, wenn das virtuelle Gedächtnis unsere Arbeit übernimmt?

Auch Mirjam Egloff, Leiterin des CAS Pädagogischer ICT-Support an der Pädagogischen Hochschule Zürich positioniert sich gegen das blosse Faktenwissen. Sie erklärt, dass Aktualitäten für sie nicht Faktenwissen darstellen, aber dass Aktualitäten zur Allgemeinbildung gehören. Sie plädiert also für mehr Medienkompetenz. Zeitungen lesen und Radio hören für die Allgemeinbildung?

Früher war das vielleicht so: Der Zeitungsverträger stellt den Bund, die NZZ, den Tagesanzeiger oder den Blick bis spätestens 6.30 Uhr frühmorgens in den Briefkasten des interessierten Lesers zu. Beim Frühstück und nach einer 1-stündigen Lektüre der News ist man dann im Bilde. Auf dem Weg zur Arbeit hört man noch Radio, um sich dann komplett mit Aktualitäten für den kommenden Arbeitstag zu wappnen.

Heute ist das aber anders: Zeitungen werden immer noch gelesen, aber häufiger online; das Radio wird immer noch gehört, jedoch werden die Nachrichten «gestreamt» oder als Podcast «gedownloadet». Die IT-Branche hat wahrlich die Welt revolutioniert, denn das Leben spielt sich immer häufiger im Internet ab. Was sich aber nicht ändern darf, ist das allgemeine Verständnis für die Medien – und das unabhängig von der Kenntnis der Aktualitäten.

Bei der Medienkompetenz geht es schlussendlich nicht nur darum, immer auf dem neuesten Stand zu sein: Was ist heute im Land X passiert, was hat Präsident T heute getwittert, wie hat YB gestern gespielt oder wieso hat sich Promi A von Promi Z getrennt. Nein, es ist ganz einfach: «Medienkompetenz im Internetzeitalter umfasst neben dem technischen Wissen, wie digitale Medien bedient werden, nach wie vor die Fähigkeit, gut lesen und schreiben zu können» (Jugend und Medien).

Lesen und schreiben können – wiederum sind wir also hier angelangt. Wie in den Blog-Beiträgen Sprechen Sie …? und Kommunikation – zwischen Kultur und Integration erklärt wurde, ist das Sprachverständnis das A und O für eine verständliche Kommunikation und für die soziale und berufliche Integration.

Herr Dobelli könnte Recht haben, wenn er sagt, dass Wissensanhäufung nicht unbedingt notwendig für die berufliche Integration und die Karriere-Entwicklung ist. Aber er würde sicherlich der Aussage beipflichten, dass das Erwerben von Sprachkompetenzen zur Allgemeinbildung gehört, denn wer könnte sonst seine Medien, zum Beispiel sein Buch über die Kunst des guten Lebens lesen?

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