Sprechen Sie …?

Sprechen Sie …?

Kommunikation verbindet und integriert. Kommunikation ist aber vielfältig. Watzlawik sagt sogar, man kann nicht nicht kommunizieren: Beim direkten Kontakt spielen Mimik und Gestik genauso eine grosse Rolle, wie die gesprochene Sprache.

Manchmal klappt der Austausch sogar ohne zu sprechen: wer kennt die Männer nicht, die zu zweit auf dem See in einem Boot die Angel ins Wasser auswerfen, um gemeinsam wortlos Fische zu fangen? Es gibt auch Paare, die sich verlieben, obwohl sie ohne Worte sich verständigen. Die heutige Smartphone-Generation wiederum kommuniziert mit Emojis und Kürzestnachrichten. Aber auch die sprichwörtlich stummen Fische haben ihr spezifisches Sprachsystem, um sich untereinander auszutauschen: für uns ist es nur ein Blubb-Blubb-Blubb, die Fische warnen sich wahrscheinlich gegenseitig mit: Nemo, pass auf, ein Fischhaken!

Der Haken an der Kommunikation ist, dass man auch aneinander vorbeireden kann. Wenn man sich gegenseitig nicht versteht, können Missverständnisse entstehen, die zu einem Streit ausarten und zu Verlusten führen. Wenn wir aber die passenden Worte finden, dann können wir uns verbinden – einen guten Wortschatz zu haben, kann dementsprechend Gold wert sein.

Aus diesem Grund nehmen der Bund und die Kantone das Geld in die Hand und ihre Verantwortung wahr. Mit „Frühe Deutschförderung Basel“, zum Beispiel, wurden im Kanton Basel-Stadt 2016 neue Massnahmen ins Schulgesetz aufgenommen, die darauf abzielen das deutsche Sprachverständnis der Kleinkindern schon vor dem Kindergarten-Eintritt zu erweitern. Vor allem auch Kinder mit Migrationshintergrund, die zu Hause mit der Familie in der Sprache des Ursprungslandes kommunizieren, könnten daraus Vorteile erzielen («Der Bund»).

Die Vorteile von Sprachkompetenz sind vielfältig: Grundsätzlich fördert Sprache die Kommunikation und den Austausch; positiv formuliert geht es beim Sprechen um das gegenseitige Verständnis und die nachhaltige Verbindung und konkret formuliert, um die soziale und berufliche Integration. Das seit 1. Januar 2014 bestehende kantonale Integrationsprogramm (KIP) erklärt: «Mangelnde Sprachkenntnisse erschweren den Zugang zu Bildung und Arbeit und führen im Alltag zu verschiedenen Hürden».

Die Teilnahme am Arbeitsmarkt kann finanziell aber auch psychologisch wertvoll sein. Ein geregeltes Einkommen hilft die Grundbedürfnisse zu befriedigen – und geregelte Arbeitszeiten bringen nicht nur Struktur in den Alltag, sondern auch Erfüllung und Zufriedenheit. Alles in allem führt die Hilfe zur Selbsthilfe seitens des Bundes und der Kantone zu Autonomie und Selbstverantwortung der einzelnen Menschen.

Was Migranten zum Beispiel mit Autonomie und Selbstverantwortung alles erreichen können, zeigen zwei eindrückliche Geschichten:

  • Axmed Cabdullahi, 18 Jahre, in Somalia geboren, seit drei Jahren in der Schweiz. Dank seinem unermüdlichen Einsatz folgte der schnelle Wechsel von der Aufnahmeklasse für unbegleitete Flüchtlinge in die Sekundarschule. Nach über 50 erfolglosen Bewerbungen, erhielt er eine Lehrstelle bei der Migros. Dank einem Mini-Stipendum vom Jungen Literaturlabor (Jull) und mithilfe der Schriftstellerin Ulrike Ulrich konnte er schliesslich seiner Leidenschaft folgen und Kurzgeschichten schreiben.
  • Janojan Thambirajah, 28 Jahre, ist Schweizer mit tamilischen Migrationshintergrund. Seine Eltern sind in den 1980er-Jahren nach Marbach gekommen. Die Bevölkerung hat die Neuankömmlinge sehr unterstützt. Thambirajah gibt zurück und bedankt sich auf seine Art: als Gemeinderat im rheintalischen Marbach.

Im letzten Beispiel ist es schön ersichtlich, was man erreichen kann, wenn alle am gleichen Strang ziehen. Integration betrifft nicht nur den Staat, sondern jeden Einzelnen: den Menschen aus der Verwaltung, den Menschen aus der Bevölkerung und den integrationswilligen Menschen. Jeder kann zum Gelingen von Integration beitragen – jeder auf seine Art, aber mithilfe von Sprachkompetenz.

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